Zukunft der Gesundheit

Zukunft der Gesundheit

Weil alles verbunden ist

Der Wert »Gesundheit« belegt den ersten Platz im Werte-Index 2020, der vom Trendbüro und von Kantar Mitte Februar 2020 veröffentlicht wurde – also vor dem Aufschlagen der Pandemie in Deutschland. In der Corona-Zeit verstärkt sich, was schon vorher erfahrbar war und der Gestalter Otl Aicher einmal so treffend formuliert hat: »Es gibt nichts Einzelnes, das für sich stünde.« Gesundheit lässt sich nicht mehr losgelöst etwa von Umwelteinflüssen oder Fragen zu Stadtplanung oder Arbeitswelt betrachten. So belegen Studien beispielsweise, dass sich Krankenhauspatient*innen schneller von Operationen erholen, wenn sie vom Bett aus ins Grüne schauen und soziale Kontakte pflegen können. Aus den Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt ergeben sich gerade für Gestalter neue Arbeitsfelder. Wie können die positiven Auswirkungen der Natur und sozialer Teilhabe in der Stadt- oder Raumgestaltung größere Berücksichtigung finden? Wie müssen Wegeleitsysteme gestaltet sein, die eine Infektionsgefahr deutlich verringern? Wie lassen sich komplexe Gesundheitsthemen verständlich darstellen?

Schon vor der Pandemie treibt der Wunsch nach Selbstoptimierung Blüten – bisweilen auch höchst seltsame. Mit der Pandemieerfahrung aber wächst das Bedürfnis weiter, selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Das beginnt schon bei der Ernährung. In Zeiten des Lockdowns wächst die neue Lust am Selberkochen – sogar Brotbackautomaten, Kochbücher und -blogs boomen. Frische Lebensmittel, gerne aus regionalem Anbau, gewinnen weiter an Bedeutung. Wer nicht im Homeoffice arbeitet, nimmt das Essen für den Tag mit, und uncoole Henkelmänner verwandeln sich in schicke Boxen. Der Bewegungsmangel, der mit dem Zu-Hause-Bleiben samt guter Ernährung einhergeht, hinterlässt nicht selten in Hüfthöhe deutliche Spuren und erinnert an die drei Ansatzpunkte gesunder Lebensführung: Ernährung, Bewegung, Entspannung. Fitness-Tracker helfen beim Erreichen persönlicher Ziele und kommen in immer neuen Ausstattungen und Designs auf den Markt.

Gerade im Gesundheitsbereich warten auf Gestalter*innen enorme Herausforderungen, die auch das interdisziplinäre Zusammenspiel von Wissenschaftler*innen und Designer*innen voranbringen werden: Wie kann Digitalisierung zur Entlastung von medizinischen und pflegenden Fachkräften beitragen? Wie kann die Digitalisierung die soziale Teilhabe in Zeiten von Besuchsverboten stärken und wie muss sie gestaltet sein?
Welchen Beitrag kann Design leisten, um das Ansteckungsrisiko am Arbeitsplatz und in Straßenbahnen, Bussen, Zügen oder Flugzeugen radikal zu reduzieren? Aus welcher Disziplin Gestalter*innen auch kommen mögen, ihre besonderen Fähigkeiten sind unverzichtbar bei der Lösungsfindung für aktuelle wie zukünftige Aufgaben.

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