Zukunft der Arbeit

Zukunft der Arbeit

Kooperation statt Konkurrenz

Als Mitte März 2020 von der Bayerischen Staatsregierung der Katastrophenfall ausgerufen wird, ändert das die gewohnte Arbeitskultur schlagartig. Wer kann, arbeitet im Home-Office. Und siehe da: Die Zusammenarbeit, Abstimmungen, Konferenzen funktionieren über Raum- und Zeitgrenzen hinweg besser als gedacht. Meldet der Videokonferenz-Dienst »Zoom« Anfang 2020 zehn Millionen Teilnehmer täglich, so waren es – gemäß heise online – im April 300 Millionen pro Tag. Die Arbeit im Home-Office wird zum Motor für die Digitalisierung. Aus dem Reich der Zukunft ist sie – von einem Tag zum nächsten – in der Gegenwart angekommen.

Standen Unternehmensverantwortliche der Arbeit im Home-Office lange Zeit eher skeptisch gegenüber, so zeigen sie sich mittlerweile erstaunlich aufgeschlossen. Siemens kann sich vorstellen, dass Mitarbeiter zwei oder drei Tage die Woche zu Hause arbeiten, die Allianz spricht von 40 Prozent der Belegschaft. Damit einher geht der Rückgang notwendiger Raumflächen. Und die Umwidmung und Flexibilisierung dieser Flächen. Wie werden sie zu Orten, an denen die Kraft des Teamspirits neu erblüht? Wie stärken sich hier analoge und digitale Begegnungen wechselseitig? Kreativität und Stringenz? Experiment und Verantwortung? Welche Funktionen können Co-Working-Spaces übernehmen? Wie können dabei Corona-Sicherheitsregeln intelligent eingehalten werden?

In einer globalisierten Welt werden Frage- und Aufgabenstellungen zunehmend komplexer, Innovationszyklen immer kürzer. Ohne kontinuierliches Lernen, ohne das vielschichtige, offene Zusammenspiel von Experten wie Generalisten sind tragfähige Lösungen kaum noch vorstellbar. Dies erfordert neue Qualitäten aller Beteiligten: Kontrolle wird durch Vertrauen abgelöst, Abgrenzung durch Offenheit, Anweisung durch Selbstverantwortung, Besitzen durch Teilen, Konkurrenz durch Kooperation. Mit dem Blick auf den Schutz der Umwelt, der demokratischen Gesellschaft, der Freiheit und Diversität wird auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns dringender. Eine neue Unternehmenskultur strebt nicht mehr nur nach Profitmaximierung, sondern auch nach der Steigerung des ökologischen und sozialen Nutzens. Höher? Schneller? Weiter? Die rationale Leistungsgesellschaft ist an ihr Ende gekommen. Die Zeit der Kreativwirtschaft hat schon begonnen.

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